Barrieren gegen die Integration

Warum arabischsprachige Jugendliche trotz eines Première- Diploms nicht zum Medizinstudium in Luxemburg zugelassen werden

Barrieren gegen die Integration

BRIEFE AN DIE REDAKTION / LUXEMBURGER WORT / 3. Januar 2024

In Ihrem Artikel „Eine Uni wie das Land“ beschreiben Sie die Vorteile der Offenheit unseres Landes und seiner Uni. Im Anschluss zeigen Sie am Beispiel des vortrefflichen Medizinstudiums, wie die Uni hilft, mehr junge Ärzte an das Land zu binden.

Allerdings nicht alle!

Unsere Vereinigung „Eng Zukunft zu Lëtzebuerg“ betreut seit mehreren Jahren Jugendliche aus arabischsprachigen Flüchtlingsfamilien. Einigen wird demnächst, nach Erlangen des Première-Diploms, der Zugang zum Medizinstudium an der Uni Luxemburg verschlossen bleiben. Aus sprachlichen Gründen! Denn, wer trotz des Première-Diploms keine sieben Jahre in Luxemburg zur Schule ging, muss nachweisen, dass er Französisch und auch Deutsch (obschon der Unterricht in französischer Sprache stattfindet) auf C1-Niveau beherrscht. Diese Sperre soll belgische und französische Studenten fernhalten, falls sie versuchen den Numerus clausus zu umgehen. Diese arabischsprachigen Jugendlichen, die wir betreut haben, sechs Mädchen und drei Jungen, sind im Jugendalter nach Luxemburg gekommen. Sie haben zuerst in unseren Classes d’accueil Französisch gelernt, dann den Sprung ins Lyzeum geschafft, in die Section siences naturelles francophone. Sie haben Französisch und Englisch gelernt; Deutsch wurde nicht unterrichtet. Einige von ihnen haben mittlere Deutschkenntnisse, aber vor allem haben sie außergewöhnlich gute Noten in den naturwissenschaftlichen Fächern und in Mathematik vorzuweisen. Und alle möchten nächstes Jahr Medizin studieren, sind aber nicht zugelassen.

Wir unterstützen und ermuntern diese jungen Menschen in ihrem Bestreben, da es uns – aufgrund unserer Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren bei der Begleitung arabischsprachiger Flüchtlingsfamilien gemacht haben – ungemein wichtig erscheint, dass zumindest einige dieser Jugendlichen, die meist große Schwierigkeiten bei der Integration und im Studium haben, Erfolgsmodelle werden, an denen sich andere Jugendliche orientieren können.

Mit Mitteln unserer Vereinigung und der André Losch Foundation finanzieren wir einen aufwendigen Vorbereitungskurs, den sie in Belval absolvieren. Wir haben des Weiteren erreicht, dass sie im zweiten Semester im Institut des Langues in deutsche Sprachkurse eingeschrieben werden, die ihrem jeweiligen Niveau entsprechen. Man stelle sich vor: sie bereiten sich auf das Abiturexamen vor; während der Schulferien besuchen sie die Kurse in Belval und zweimal die Woche Abendkurse im Institut des Langues. Das ist eine beachtliche Leistung; ja es gibt noch Jugendliche, deren Hauptanliegen Lernen ist. Aber das Niveau C1 in Deutsch wird unter den gegebenen Umständen wohl kaum einer erreichen. Deshalb bitten wir Sie – coram publico! unsere mehrmaligen Bitten an das zuständige Ministerium wurden nie beantwortet – sich dafür einzusetzen, dass für diese junge Menschen eine Lösung gefunden wird. Die Einschreibungsprozedur beginnt am 1. Februar.

Siggy Koenig Luxemburg
Dies ist ein Reaktion zum Artikel „Eine Uni wie das Land“ vom 23. Dezember 2023.