Drei Geflüchtete, drei Schicksale
„Ich wollte hier ein Leben wie die anderen“
Wie meistern sie ihre Integration und was hilft ihnen in ihrem neuen Alltag? Drei Geflüchtete schildern, wie sie in Luxemburg zurechtkommen.
Luxemburger Wort 13. Januar 2024 I Figut
An seinen ersten Tag in der EU kann sich Ahmed Gul noch genau erinnern. „Alles lief wie in einem Film ab, die Polizei hat mich kontrolliert und die Fingerabdrücke genommen. Ich werde diesen Tag nie vergessen“, sagt der heute 27-Jährige.
„Momentan habe ich keinen Kontakt zu der lokalen Bevölkerung“, erzählt der junge Mann, der 2022 nach Luxemburg kam und mehrere Jahre zuvor als Geflüchteter in Griechenland gelebt hatte. Erst vor wenigen Monaten hat er einen internationalen Schutzstatus als Asylberechtigter im Großherzogtum bekommen. „Das wichtigste ist für mich zurzeit, einen Job zu finden und Freundschaften zu knüpfen.“
Ich fühle mich hier gut integriert. Es gibt nichts, was nicht möglich ist.
Leben in Luxemburg als „Gottesgeschenk“
Wovon Ahmed Gul und Ashti Hasan noch träumen, ist Yara Kassouha aus Syrien bereits gelungen. Die 42-Jährige hat in Luxemburg den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und eigenen Laden eröffnet. Im Geschäft „Yara art“ in der Fußgängerzone von Düdelingen verkauft die Frau, die 2015 aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien nach Europa geflohen ist, selbst genähte Kissen und Taschen, personalisierte Bilder, Schmuck und weitere Dekoartikel. „Die Kunden wissen, dass ich hier vieles per Hand anfertige und schätzen meine Arbeit“, erzählt Yara. Von den Einwohnern in Düdelingen werde sie laut eigenen Angaben liebevoll angenommen.
Ihr Erfolgsrezept: „Ich habe immer gearbeitet und Stellen sofort akzeptiert, die mir angeboten wurden. So habe ich viel gelernt.“ Die zweifache Mutter hatte in ihrer Heimatstadt Aleppo zuerst als Buchhalterin gearbeitet und musste nach ihrer Ankunft in Luxemburg nicht nur neue Sprachen lernen: „Ich musste mich daran gewöhnen, dass Zahlen und Buchstaben nicht wie im Arabischen, sondern von links nach rechts geschrieben werden.“
Französisch habe sie sich zum größten Teil selbst über das Internet beigebracht, sagt Yara, die mittlerweile auch die luxemburgische Staatsangehörigkeit besitzt. „Ich fühle mich hier gut integriert. Es gibt nichts, was nicht möglich ist“, stellt die Frau klar, die gläubige Christin ist und ihr Leben in Luxemburg als „Gottesgeschenk“ ansieht. Sie möge nicht, wenn sie als „Migrantin“ bezeichnet werde. „Ich wollte hier ein Leben wie die anderen.“