Muslime in Luxemburg sehen sich Diskriminierung ausgesetzt
Laut einer aktuellen Studie hat jede zweite Person muslimischen Glaubens in Europa in den vergangenen zwölf Monaten Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung gemacht.
Jeder zweite Muslim in der EU ist in seinem Alltag mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert – diese Zahl ist seit 2016 (39 Prozent) stark gestiegen. Muslimische Frauen, Männer und Kinder werden nicht nur aufgrund ihrer Religion, sondern auch aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer ethnischen Herkunft oder ihres Migrationshintergrunds zur Zielscheibe. Besonders betroffen sind junge, in der EU geborene Muslime und Frauen, die religiöse Kleidung tragen. Dies sind einige der Ergebnisse des jüngsten Berichts der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA).
Die Umfrage „Being Muslim in the EU“ wurde in 13 EU-Ländern durchgeführt. In Luxemburg berichteten 50 Prozent der Personen muslimischen Glaubens von negativen Erfahrungen in den letzten zwölf Monaten. Der Bericht weist jedoch darauf hin, dass die Ergebnisse „mit Vorsicht zu interpretieren“ sind, da zwischen den beiden Erhebungen „eine Änderung des Stichprobenverfahrens vorgenommen wurde“.
Die höchsten Raten rassistischer Diskriminierung in den 13 untersuchten Ländern finden sich in Österreich (71 Prozent), Deutschland (68 Prozent) und Finnland (63 Prozent).
Angeheizt durch die Konflikte im Nahen Osten
Die Direktorin der FRA, Sirpa Rautio, spricht von einem besorgniserregenden Anstieg von Rassismus und Diskriminierung gegen Muslime in Europa: „Dies wird durch die Konflikte im Nahen Osten angeheizt und durch die entmenschlichende antimuslimische Rhetorik, die wir überall auf dem Kontinent erleben, noch verschlimmert. Anstatt Spaltung in unseren Gesellschaften zu säen, müssen wir dafür sorgen, dass sich jeder in der EU sicher, einbezogen und respektiert fühlt, unabhängig von seiner Hautfarbe, Herkunft oder Religion.“
Da in Luxemburg (wie auch in Finnland) ausschließlich Menschen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara befragt wurden, ist die „Hautfarbe“ der am häufigsten genannte Diskriminierungsgrund, nämlich von mehr als der Hälfte (52 Prozent). In Finnland sind es 47 Prozent. Die „Religion oder religiöse Überzeugung“ ist für Muslime in Österreich (56 Prozent), Deutschland (41 Prozent), Dänemark (39 Prozent) und Belgien (31 Prozent) ein wichtiger Auslöser für Diskriminierung.
Zunahme von Rassismus auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt
Am häufigsten werden Personen muslimischen Glaubens bei der Arbeitssuche (39 Prozent) oder am Arbeitsplatz (35 Prozent) diskriminiert, gegenüber 31 Prozent beziehungsweise 23 Prozent im Jahr 2016. In Luxemburg scheint dies kein Problem zu sein, da die Erwerbsquote der muslimischen Befragten mit 76 Prozent sogar über der der Gesamtbevölkerung liegt.
Ein Drittel (35 Prozent) der Befragten in der EU-13 konnte aufgrund von Diskriminierung keine Immobilie kaufen oder mieten, gegenüber 22 Prozent im Jahr 2016. In Luxemburg hingegen ist die Diskriminierung beim Zugang zu Wohnraum mit 26 Prozent gering (gegenüber 54 Prozent in Deutschland, aber nur sechs Prozent in Frankreich).
Aber: In Luxemburg leben besonders viele muslimische Haushalte in schlechten Wohnverhältnissen, nämlich 40 Prozent. Im EU-Durchschnitt leben „nur“ 24 Prozent in einer Wohnung mit undichtem Dach, Schimmel oder feuchten Wänden.
Ein Drittel (31 Prozent) der befragten muslimischen Haushalte in der EU hat Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen, im Vergleich zu 19 Prozent der Haushalte insgesamt. Jeder vierte muslimische Haushalt in Luxemburg gab an, finanzielle Schwierigkeiten zu haben.
In Luxemburg geben 15 Prozent der muslimischen Befragten an, im Jahr vor der Befragung einen ungedeckten medizinischen Bedarf gehabt zu haben – deutlich mehr als in der Allgemeinbevölkerung, in der dieser Anteil nur drei Prozent beträgt. Luxemburg weist damit in dieser Frage einen der größten Unterschiede zwischen der muslimischen Bevölkerung und der Allgemeinbevölkerung in der EU auf, ähnlich wie die Niederlande, wo dieser Unterschied am größten ist (20 Prozent gegenüber 1 Prozent).