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41 réfugiés repris par le Luxembourg

En réponse à une question parlementaire du député Fernand Kartheiser le Ministre Jean Asselborn a fourni les informations suivantes :

Sait 2018 sinn an deem Kader 41 Leit zu Lëtzebuerg ukomm. Des Persoune waren op der MV Lifeline, der Aquarius, der Seawatch Ml, der Alan Kurdi an der Cigala Fulgosi. Wat d’Nationalitéit vun de Leit ubelaangt, esou waren et 17 Persounen aus dem Sudan, 7 aus Eritrea, 6 aus Somalia, 4 aus dem Nigeria, a 7 Leit ausdiversen anere Lânner. Dorënner waren 39 Manner, 1 Fra an 1 Kand.

La question et la réponse

La Méditerranée: scène naturelle d’un drame sans fin

par Agnes Rausch

Open Arms, Ocean Viking, Aquarius, Sea Watch, tels sont les noms de navires de sauvetage en Méditerranée, dont on peut entendre régulièrement parler dans les nouvelles. Ils sont affrétés par des ONG allemande, française, italienne, espagnole, comme Médecins sans Frontières, SOS Méditerranée, Proactiva. A bord des équipes de bénévoles engagés, composées de marins compétents, d’un personnel médical dévoué, de médiateurs culturels et parfois même d’experts en communication. Ils ont une chose en commun: vouloir sauver des vies humaines et ceci dans le strict respect du droit international de la mer.

Luxemburger Wort 7/8 septembre 2019

Conférence: L’instruction de base, une nécessité pour la société et ….

À l’occasion de la Journée internationale de l’alphabétisation et dans le cadre des actions nationales de la plateforme européenne de l’éducation des adultes EPALE, le Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse et la Chambre des salariés vous invitent à la conférence

L’instruction de base,
une nécessité pour la société et un défi pour les professionnels de la formation des adultes

Lundi 16 septembre 2019 de 17h00 à 19h30

Chambre des salariés, 2-4 rue Pierre Hentges, à Bonnevoie

le programme ici

l’inscription pour la conférence par ici

Structures d’hébergement et encadrement

Par la biais d’une question parlementaire le député Paul Galles (CSV) a obtenu des informations précises et intéressantes concernant les lieux d’hébergement des dpi et bpi, les gestionnaires respectifs de ces lieux, la ratio d’encadrement par du personnel éducatif et  le volet gardiennage.

Question et réponse ministérielle

Wo und wie sind Flüchtlinge untergebracht

Ueber die Antwort auf die parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Paul Galles berichtret das tageblatt vom 22 August : in welcher Gemeinde gibt es  Flüchtlingsunterkünfte, wieviele dpi und bpi, wer leitet die Unterkünfte, welches sind die Ueberwachungskosten?

Eine Landeskarte gibt eine Uebersicht.

Tageblatt_22. August 2019 

Und hier der Kommentar des Tagblatt journalisten Luc Laboulle:

Planen statt überwachen

KOMMENTAR Situation in „Flüchtlingsheimen“

Nachdem das Familienministerium dem Tageblatt im Dezember 2018 die Herausgabe einer Liste mit sämtlichen Unterkünften für Geflüchtete in Luxemburg noch „aus Gründen der Sicherheit und Vertraulichkeit“ verweigerte, hatte der CSV-Abgeordnete Paul Galles mit seiner parlamentarischen Anfrage vom 25. Juli nun mehr Erfolg. Aus der am vergangenen Dienstag veröffentlichten Antwort von Familienministerin Corinne Cahen geht hervor, dass Ende Juni 1.302 anerkannte Flüchtlinge (BPI) und 1.245 Schutzsuchende (DPI) in 55 Unterkünften untergebracht waren.
Diese Zahlen sind erschreckend, da diese Unterkünfte nur zur vorübergehenden Unterbringung von Schutzsuchenden gedacht sind. Die Lebensumstände in vielen Heimen sind unzumutbar. Häufig teilen sich vier oder mehr Menschen ein kleines Zimmer, die Privatsphäre kommt oft zu kurz.
Wegen sprachlicher und struktureller Barrieren finden anerkannte Flüchtlinge aber häufig keinen Job und können sich demnach auch keine Wohnung leisten. Deshalb verharren sie gezwungenermaßen untätig in den sogenannten „Flüchtlingsheimen“. Manche jahrelang.
421 private Sicherheitsbeamte überwachen 29 der 55 Unterkünfte rund um die Uhr, wofür der Staat 2018 fast 21 Millionen Euro ausgab. Dabei ist fraglich, ob diese Überwachung tatsächlich notwendig ist. Das Geld wäre besser in pädagogisch und psychologisch geschultes Personal investiert, das die Bewohner der Flüchtlingsheime bei ihrer Aus- und Weiterbildung sowie bei der Erstellung persönlicher Zukunftsprojekte betreut.

Farbenfrohes Flüchtlingsheim

Graffiti statt Tristesse

Jung und Alt versehen das Flüchtlingsheim Dickskopp in Zolver mit einem neuen, bunten Anstrich

Luxemburger Wort 21.August 2019 

Von Anne Heintz

Zolver. Schluss mit der Trostlosigkeit, her mit der Farbenpracht. Etwa so resümiert sich das jüngste, intergenerationelle Projekt der Gemeinde Sassenheim. In der Rue Dickskopp in Zolver griffen vergangene Woche Senioren und die Teilnehmer der traditionellen Vakanznomëtteger für Kinder – zu denen auch Flüchtlingskinder zählen – gemeinsam zur Spraydose und verpassten dem Foyer Dickskopp, dem von der Croix-Rouge geführten Flüchtlingsheim, einen neuen, knallbunten Anstrich.

Die­se Po­li­tik ist ein Ver­bre­chen/ Il y a une impunité qui est insupportable

Même sujet dans le Soir du 1 août 2019

Recht und Un­recht  Die Zeit 32

Ca­te­ri­na Lo­ben­stein

»Die­se Po­li­tik ist ein Ver­bre­chen«

Der is­rae­li­sche An­walt Omer Shatz hat An­ge­la Mer­kel und an­de­re EU-Ver­ant­wort­li­che vor dem Straf­ge­richts­hof in Den Haag ver­klagt. Sein Vor­wurf: Sie tra­gen schwe­re Schuld am Elend der Flücht­lin­ge auf dem Mit­tel­meer

DIE ZEIT: Herr Shatz, seit 2014 sind mehr als 18.000 Men­schen im Mit­tel­meer er­trun­ken. Wir Jour­na­lis­ten schrei­ben von Un­glü­cken, Po­li­ti­ker spre­chen von ei­ner Tra­gö­die. Sie sind An­walt. Wie nen­nen Sie das, was auf dem Mit­tel­meer pas­siert?

Omer Shatz: Ein Ver­bre­chen. Jah­re­lang wur­de uns weis­ge­macht, es sei ein tra­gi­sches Er­eig­nis, ei­ne Art Na­tur­ka­ta­stro­phe. Die Be­wei­se, die ich mit mei­nem Kol­le­gen Juan Bran­co und mit mei­nen Stu­den­ten über drei Jah­re hin­weg ge­sam­melt ha­be, zei­gen aber: Die To­ten sind fes­ter Be­stand­teil des Plans, die Mi­gra­ti­ons­strö­me aus Afri­ka ein­zu­däm­men. Die­se Po­li­tik wur­de in den letz­ten fünf Jah­ren vor­sätz­lich ent­wor­fen und um­ge­setzt. Sie ist kei­ne Tra­gö­die: Sie ist ein Ver­bre­chen ge­gen die Mensch­lich­keit.

ZEIT: Was ge­nau mei­nen Sie da­mit?

Shatz: Dass wir es mit ei­nem sys­te­ma­ti­schen An­griff auf die Zi­vil­be­völ­ke­rung zu tun ha­ben. In die­sem Fall: auf Mi­gran­ten, die im Mit­tel­meer er­trin­ken oder von der li­by­schen Küs­ten­wa­che zu­rück nach Li­by­en ge­bracht wer­den. Vie­le lan­den in La­gern, wo sie ge­fol­tert, ver­sklavt, ver­ge­wal­tigt wer­den – und oft erst frei­kom­men, wenn sie oder ih­re Fa­mi­li­en Geld zah­len.

ZEIT: Sie ha­ben des­halb beim In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hof in Den Haag Kla­ge ge­gen die EU ein­ge­reicht. Der Straf­ge­richts­hof er­mit­telt nicht ge­gen Staa­ten, nur ge­gen In­di­vi­du­en. Wen wol­len Sie zur Ver­ant­wor­tung zie­hen? Jean-Clau­de Juncker? An­ge­la Mer­kel?

Shatz: Ja. Spit­zen­po­li­ti­ker wie Juncker, Mer­kel oder Em­ma­nu­el Ma­cron, aber auch die vie­len Hel­fer auf den mitt­le­ren Ebe­nen der Macht: die Bü­ro­kra­ten in Brüs­sel, die Be­am­ten in den Mi­nis­te­ri­en, die Ka­pi­tä­ne der Fron­tex-Schif­fe. Und es gibt noch die Ak­teu­re in Li­by­en. Die Küs­ten­wäch­ter zum Bei­spiel oder die li­by­sche Be­hör­de, die die La­ger un­ter­hält. Ge­gen ei­ni­ge er­mit­telt der In­ter­na­tio­na­le Straf­ge­richts­hof be­reits.

ZEIT: Wenn der Straf­ge­richts­hof schon er­mit­telt, wo­zu Ih­re Kla­ge?

Shatz: Weil die Er­mitt­lun­gen sich bis­lang auf li­by­sche Tä­ter be­schrän­ken. Wir wol­len, dass sie aus­ge­wei­tet wer­den auf die Ver­ant­wort­li­chen in der EU.

ZEIT: Glau­ben Sie wirk­lich, dass der In­ter­na­tio­na­le Straf­ge­richts­hof, der Dik­ta­to­ren und War­lords ver­ur­teilt, Er­mitt­lun­gen ge­gen Mer­kel und Juncker ein­lei­tet?

Shatz: Mein Mit­strei­ter Juan Bran­co hat am In­ter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hof ge­ar­bei­tet, er weiß, wie ei­ne An­kla­ge­schrift aus­se­hen muss, da­mit sie ernst ge­nom­men wird. Wir ha­ben drei Jah­re re­cher­chiert, ha­ben un­zäh­li­ge zum Teil ge­hei­me Do­ku­men­te stu­diert, Ex­per­ten der Ver­ein­ten Na­tio­nen und re­nom­mier­te Völ­ker­rechts­ex­per­ten kon­sul­tiert. Es ist nicht so, dass hier zwei durch­ge­knall­te Ty­pen auf ei­nen Kreuz­zug ge­gen Mer­kel und Ma­cron ge­hen. Wir ha­ben ei­ne sehr so­li­de ju­ris­ti­sche Ar­gu­men­ta­ti­on ent­wi­ckelt, die auf star­ken Be­wei­sen fußt.

ZEIT: Was wer­fen Sie Mer­kel und den an­de­ren kon­kret vor?

Shatz: Ers­tens: Mord durch un­ter­las­se­ne Hil­fe­leis­tung. Das be­trifft die Po­li­tik der EU zwi­schen 2014 und 2015, nach­dem die ita­lie­ni­sche Ret­tungs­mis­si­on Ma­re No­strum ein­ge­stellt wur­de. Zwei­tens: das Out­sour­cen der See­notret­tung an die li­by­sche Küs­ten­wa­che und die Rück­füh­rung der Mi­gran­ten nach Li­by­en, wo sie Op­fer schwers­ter Ver­bre­chen wer­den. Die­ser zwei­te Punkt be­trifft die ak­tu­el­le Po­li­tik der EU-Mit­glieds­staa­ten, die wir seit 2016 be­ob­ach­ten kön­nen. 2015 war die li­by­sche Küs­ten­wa­che le­dig­lich an 0,5 Pro­zent der Ret­tungs­ak­tio­nen be­tei­ligt. Heu­te sind es et­wa 90 Pro­zent.

ZEIT: Die EU lässt die Mi­gran­ten nach Li­by­en brin­gen. Die Ver­bre­chen in den La­gern wer­den aber nicht von EU-Po­li­ti­kern ver­übt.

Shatz: Oh­ne die Mi­gra­ti­ons­po­li­tik der EU bräuch­te es die La­ger nicht. Die Ak­teu­re aus der EU tre­ten na­tür­lich nicht di­rekt als Tä­ter auf. Sie nut­zen die Li­by­er als Hand­lan­ger. Ein klas­si­sches Mus­ter im in­ter­na­tio­na­len Straf­recht, das fin­det man über­all.

ZEIT: Wo noch zum Bei­spiel?

Shatz: Wis­sen Sie, ein Teil mei­ner Fa­mi­lie wur­de wäh­rend des Ho­lo­causts ge­tö­tet – von Li­tau­ern und Po­len, aber die Po­li­tik da­hin­ter stamm­te von den Deut­schen. Oder neh­men Sie die afri­ka­ni­schen War­lords, die hat­ten eben­falls ih­re Voll­stre­cker. Meist sind es ein­fa­che Sol­da­ten und Mi­li­zio­nä­re, klei­ne Leu­te. In un­se­rem Fall zum Bei­spiel die Of­fi­zie­re der li­by­schen Küs­ten­wa­che. Im Auf­trag der EU fan­gen sie Mi­gran­ten ab und brin­gen sie nach Li­by­en zu­rück. Die EU schaut da­bei zu, und zwar wort­wört­lich. Es gibt ein Vi­deo vom No­vem­ber 2017. Man sieht dar­auf, wie die Li­by­er ver­su­chen, ein Schiff der Or­ga­ni­sa­ti­on Sea-Watch bei der Ret­tung von Mi­gran­ten zu stö­ren. Da­bei ster­ben rund 20 Men­schen, vor den Au­gen der EU-Ver­tre­ter, die eben­falls vor Ort sind. Wie in ei­nem Thea­ter­stück ste­hen sie am Ran­de der Sze­ne­rie: ein fran­zö­si­sches Ma­ri­ne­schiff, ein por­tu­gie­si­scher He­li­ko­pter, ein ita­lie­ni­sches Schiff. Kei­ner hilft bei der Ret­tung. Sie schau­en ta­ten­los zu, wie die Men­schen er­trin­ken.

ZEIT: Wie er­klä­ren Sie sich das?

Shatz: Es gibt ein Ge­richts­ur­teil aus dem Jahr 2012, das zu ken­nen in die­sem Zu­sam­men­hang wich­tig ist. Da­für müss­te ich ein we­nig aus­ho­len.

ZEIT: Bit­te.

Shatz: 2012 sprach der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te das so­ge­nann­te Hir­si-Ur­teil. Es ging dar­in um ei­ne Grup­pe von So­ma­li­ern und Eri­tre­ern, die im Jahr 2009, al­so noch zu Gad­da­fis Zei­ten, von Li­by­en nach Ita­li­en flie­hen woll­ten. Sie wur­den von der ita­lie­ni­schen Küs­ten­wa­che ge­ret­tet, aber zu­rück nach Li­by­en ge­bracht. Ei­ni­ge von ih­nen ha­ben dar­auf­hin ge­gen Ita­li­en ge­klagt – mit Er­folg. Das Ur­teil hat zwei Din­ge klar­ge­stellt. Ers­tens: Wer im Mit­tel­meer Men­schen ret­tet, darf sie nicht ein­fach ir­gend­wo ab­set­zen, son­dern nur in ei­nem si­che­ren Land. Zwei­tens: Li­by­en ist kein si­che­res Land. Das Hir­si-Ur­teil galt als bahn­bre­chend und soll­te die Rech­te der Mi­gran­ten im Mit­tel­meer stär­ken, aber es hat­te fa­ta­le Fol­gen. Es war ei­ner der Grün­de, war­um die EU sich auf lan­ge Sicht von der See­notret­tung zu­rück­zog.

ZEIT: Die EU hat doch die li­by­sche Küs­ten­wa­che auf­ge­baut, da­mit sie die Men­schen ret­tet.

Shatz: Ja. Ei­ne Küs­ten­wa­che, die so un­pro­fes­sio­nell ist, dass sie lan­ge nicht mal in der La­ge war, auf ho­her See ei­nen Fisch zu fan­gen – und die in ih­ren Rei­hen Kri­mi­nel­le hat, die vom Men­schen­schmug­gel pro­fi­tie­ren. Wir ha­ben die Aus­sa­ge ei­nes Zeu­gen, der von der li­by­schen Küs­ten­wa­che ab­ge­fan­gen wur­de. Bei sei­nem zwei­ten Ver­such, über das Mit­tel­meer zu flie­hen, schaff­te er es nach Si­zi­li­en. Er sagt, die li­by­schen Küs­ten­wäch­ter, die ihn beim ers­ten Mal auf­ge­grif­fen ha­ben, sei­en die­sel­ben Leu­te ge­we­sen, die ihn spä­ter auf das Schlep­per­boot nach Eu­ro­pa setz­ten. Die Küs­ten­wa­che ist in den Men­schen­schmug­gel in­vol­viert. Und die EU bil­det die­se Küs­ten­wa­che aus, schickt Geld, Schif­fe, Aus­rüs­tung, für Hun­der­te Mil­lio­nen Eu­ro – un­ser al­ler Steu­er­geld.

ZEIT: Falls der Straf­ge­richts­hof in Den Haag die Er­mitt­lun­gen über­haupt ein­lei­tet: Was ge­nau hät­ten Sie ge­gen Eu­ro­pas Po­li­ti­ker denn tat­säch­lich in der Hand?

Shatz: Im Fall von An­ge­la Mer­kel kön­nen wir zum Bei­spiel zei­gen, dass sie über die Zu­stän­de in Li­by­en sehr ge­nau Be­scheid wuss­te. 2017 er­hielt sie ei­ne Nach­richt vom deut­schen Bot­schaf­ter in Ni­ger. Er schrieb, es ge­be in Li­by­en La­ger, in de­nen täg­lich ver­ge­wal­tigt und ge­fol­tert wer­de. Er ver­glich die­se La­ger mit den Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten. Er hat tat­säch­lich die­sen Be­griff be­nutzt: Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger. Drei Ta­ge spä­ter hat Mer­kel die Er­klä­rung von Mal­ta un­ter­zeich­net – je­nes Flücht­lings­ab­kom­men zwi­schen der EU und Li­by­en, das un­ter an­de­rem die Rück­füh­rung der Mi­gran­ten nach Li­by­en re­gelt.

ZEIT: Die deut­sche Re­gie­rung hat auf Ih­re Vor­wür­fe re­agiert. Sie sagt, Deutsch­land ha­be 300 Men­schen aus den li­by­schen La­gern be­freit und aus­ge­flo­gen.

Shatz: Das stimmt. Aber was ist mit den an­de­ren rund 40.000 Men­schen, die al­lein zwi­schen 2016 und 2018 auf dem Mit­tel­meer ab­ge­fan­gen und in die La­ger ge­bracht wur­den?

ZEIT: Die deut­sche Re­gie­rung sagt auch, sie wol­le hel­fen, die Be­din­gun­gen in den li­by­schen La­gern zu ver­bes­sern.

Shatz: Wenn man es mit Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern zu tun hat, dann ver­bes­sert man dort nicht die Be­din­gun­gen – man schließt sie. Wir füh­ren in der EU ei­nen or­well­schen Dis­kurs. Seit ein paar Wo­chen, seit im Zu­ge der Kämp­fe in Li­by­en ein La­ger bei Tri­po­lis bom­bar­diert wur­de und mehr als 40 Men­schen star­ben, plä­diert die EU of­fi­zi­ell da­für, in­haf­tier­te Mi­gran­ten aus Li­by­en zu eva­ku­ie­ren. Gleich­zei­tig fängt die li­by­sche Küs­ten­wa­che wei­ter­hin Mi­gran­ten ab und bringt sie in die La­ger – im Auf­trag der EU. Die La­ger sind ei­ne töd­li­che Ma­schi­ne, und die EU ver­sorgt die­se Ma­schi­ne mit im­mer neu­en Men­schen.

ZEIT: Vie­le Eu­ro­pä­er glau­ben, die Men­schen müss­ten nach Li­by­en ge­bracht wer­den, da­mit an­de­re nicht er­mu­tigt wer­den, die ge­fähr­li­che Fahrt übers Meer an­zu­tre­ten.

Shatz: Das ist das Pull­fak­tor-Ar­gu­ment. Es hält sich hart­nä­ckig, ob­wohl die Fak­ten da­ge­gen­spre­chen. Aber selbst wenn es den Pull­fak­tor gä­be, wür­de ich da­für plä­die­ren, Men­schen aus der li­by­schen Kriegs­zo­ne zu be­frei­en. Selbst wenn es Ter­ro­ris­ten wä­ren, die vor der li­by­schen Küs­te er­trin­ken, wä­re ich da­für, sie zu ret­ten – und sie dann ein­zu­sper­ren.

ZEIT: Was sa­gen Sie zu dem Ar­gu­ment, die Men­schen in den Schlauch­boo­ten sei­en Wirt­schafts­mi­gran­ten, die sich frei­wil­lig auf den Weg mach­ten – und des­halb kei­ne Hil­fe er­war­ten könn­ten?

Shatz: Na­tür­lich kön­nen wir, wenn wir ge­müt­lich beim Cock­tail sit­zen, auch die­ses Ar­gu­ment dis­ku­tie­ren. Aber wir soll­ten da­bei ei­nes nicht ver­ges­sen: Vie­le Men­schen sind als Wirt­schafts­mi­gran­ten nach Li­by­en ge­kom­men. Aber wenn sie es aus Li­by­en her­aus­schaf­fen, sind sie kei­ne Wirt­schafts­mi­gran­ten mehr. Sie sind Über­le­ben­de. Li­by­en ist ein Kriegs­ge­biet, in dem ge­fol­tert, ver­ge­wal­tigt und ge­tö­tet wird. Was wir eben­falls nicht ver­ges­sen soll­ten: Es ist kei­ne hu­ma­ni­tä­re Ges­te, Men­schen zu ret­ten. Es ist un­se­re Pflicht. Es geht hier nicht um die po­li­ti­sche Fra­ge, ob wir schutz­be­dürf­ti­ge Men­schen auf­neh­men wol­len. Es geht um ju­ris­ti­sche Pflich­ten.

ZEIT: Auch die­se Pflich­ten sind mitt­ler­wei­le po­li­tisch um­strit­ten.

Shatz: Ja, es zwingt auch nie­mand die EU, sich Ver­trä­gen zu un­ter­wer­fen, die das Le­ben von Men­schen schüt­zen. His­to­risch be­trach­tet ist es ei­ne re­la­tiv neue Idee, nicht nur Staats­bür­ger, son­dern Men­schen per se zu schüt­zen. Die­se Idee wur­de zwar in Eu­ro­pa er­fun­den, aber na­tür­lich kön­nen die Eu­ro­pä­er aus der Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on, die einst als Kon­se­quenz aus dem Ho­lo­caust ent­stand, oh­ne gro­ßen Auf­wand wie­der aus­tre­ten. Am En­de geht es um die Fra­ge, wer wir sein wol­len. Wol­len wir die Men­schen­rech­te schüt­zen oder nicht?

ZEIT: Sie sind nicht der Ers­te, der die Mi­gra­ti­ons­po­li­tik der EU ver­ur­teilt. Am­nes­ty In­ter­na­tio­nal hat das ge­tan, Ärz­te oh­ne Gren­zen, die Ver­ein­ten Na­tio­nen, der Papst. War­um soll­te aus­ge­rech­net Ih­re Kla­ge et­was ver­än­dern?

Shatz: Or­ga­ni­sa­tio­nen wie Am­nes­ty In­ter­na­tio­nal se­hen das, was in Li­by­en und auf dem Mit­tel­meer pas­siert, durch die Bril­le von Men­schen­recht­lern. Wir schau­en es uns aus der Per­spek­ti­ve des in­ter­na­tio­na­len Straf­rechts an. Wir sa­gen: Was hier pas­siert, sind nicht nur Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen, es sind Ver­bre­chen. Das ist ein gro­ßer Un­ter­schied.

ZEIT: Der Straf­ge­richts­hof in Den Haag ist nicht da­für be­kannt, ge­gen west­li­che Ver­däch­ti­ge vor­zu­ge­hen.

Shatz: Ja. Als die Chef­an­klä­ge­rin des Ge­richts­hofs mög­li­che Kriegs­ver­bre­chen der US-Ar­mee in Af­gha­nis­tan un­ter­su­chen woll­te, be­kam sie da­für kei­ne Zu­stim­mung von den Rich­tern. Die USA hat­ten Druck auf das Ge­richt aus­ge­übt. In un­se­rem Fall stam­men da­ge­gen al­le Ver­däch­ti­gen aus der EU, und de­ren Mit­glieds­staa­ten ha­ben das Sta­tut des Ge­richts­hofs un­ter­zeich­net. Des­halb kann die Chef­an­klä­ge­rin hier ein­fach er­mit­teln, sie muss die Rich­ter nicht um Er­laub­nis fra­gen. Was hel­fen könn­te, ist die Tat­sa­che, dass die Ver­bre­chen, um die es geht, nicht wie üb­lich in der Ver­gan­gen­heit lie­gen. Sie dau­ern an – auch wenn wir es oft gar nicht mehr mer­ken. Vor we­ni­gen Wo­chen erst sind vor Tu­ne­si­en rund 80 Men­schen er­trun­ken – und kaum je­mand hat dar­über be­rich­tet.

ZEIT: War­um stump­fen wir so leicht ab?

Shatz: Wir ge­wöh­nen uns dar­an. Wir sa­gen nicht: Wie konn­te das pas­sie­ren? Son­dern: Es ist ei­ne Tra­gö­die, und die ak­zep­tie­ren wir ir­gend­wann. Es ist mensch­lich, un­mensch­lich zu sein. Ich kom­me aus Is­ra­el, un­se­re Ge­sell­schaft be­steht aus Flücht­lin­gen. Aber in Is­ra­el hei­ßen schutz­be­dürf­ti­ge Men­schen nicht Flücht­lin­ge oder Asyl­be­wer­ber, auch nicht Mi­gran­ten. Sie hei­ßen in­fil­tra­tors, Ein­dring­lin­ge. Und tat­säch­lich for­dert ein Flücht­ling ja die Sou­ve­rä­ni­tät des auf­neh­men­den Staa­tes auf ei­ne ge­ra­de­zu be­droh­li­che Wei­se her­aus. Er muss erst an­kom­men – oder: ein­drin­gen –, be­vor er das Recht hat, um Asyl zu bit­ten. Der An­de­re, der Frem­de wird zur Ge­fahr, weil er in die Ge­mein­schaft ein­dringt.

ZEIT: Wä­re es bes­ser, wenn die Ent­schei­dung, ob je­mand in Eu­ro­pa blei­ben darf, schon vor sei­ner An­kunft fällt?

Shatz: Na­tür­lich. Die Asyl­po­li­tik der EU ist ge­schei­tert, wir brau­chen ei­ne neue. Die­se Po­li­tik fußt bis­lang auf dem Prin­zip der in­di­vi­du­el­len Ver­fol­gung und ist ge­prägt von der Zeit des Kal­ten Krie­ges, als man vor al­lem po­li­ti­sche Dis­si­den­ten im Sinn hat­te. In den letz­ten Jah­ren aber wur­den vie­le Men­schen nicht in­di­vi­du­ell ver­folgt, son­dern als Kol­lek­tiv, et­wa weil sie vor ei­nem Bür­ger­krieg oder ei­ner Na­tur­ka­ta­stro­phe flie­hen muss­ten. Des­halb spre­chen vie­le Ex­per­ten nicht mehr von Flücht­lin­gen im en­gen Sin­ne der Gen­fer Flücht­lings­kon­ven­ti­on, son­dern von per­sons in need of in­ter­na­tio­nal pro­tec­tion, von Schutz­be­dürf­ti­gen. Die Mi­gran­ten, die die EU nach Li­by­en zu­rück­schickt, zäh­len da­zu.

ZEIT: Wenn der In­ter­na­tio­na­le Straf­ge­richts­hof die Er­mitt­lun­gen nicht ein­lei­tet, war Ih­re Ar­beit dann um­sonst?

Shatz: Am En­de wird nicht nur der Straf­ge­richts­hof über die­se Ver­bre­chen rich­ten, son­dern auch die Ge­schich­te. Und ich glau­be nach wie vor dar­an, dass vie­le Men­schen das Be­dürf­nis ha­ben, nachts gut zu schla­fen.

Fo­to: Ke­vin McEl­va­ney; Twit­ter (u.)

In der Nacht auf den 22. De­zem­ber 2016 wur­den 112 Mi­gran­ten auf dem stür­mi­schen Mit­tel­meer ge­ret­tet

Omer Shatz (39) ist An­walt und lehrt an der Yale Uni­ver­si­ty und an der Uni­ver­si­tät Sci­en­ces Po in Pa­ris. Sein Mit­strei­ter Juan Bran­co (29) ist ei­ner der An­wäl­te des Wi­ki­Leaks-Grün­ders Ju­li­an Ass­an­ge

Integrationsministerin im LW – interview

Luxemburger Wort 1. August 2019 (Auszug)

Stichwort Integration: Wie viele Asylsuchende befinden sich derzeit in staatlichen Unterkünften und reicht das Angebot aus?

Das ist schwer zu sagen, wir haben etwas über 3 000 Betten zur Verfügung. Es stimmt, dass wir viele Asylsuchende haben und bei den Aufnahmekapazitäten an unsere Grenzen stoßen. Dies liegt daran, dass viele der Menschen, die in den Flüchtlingsunterkünften leben, eigentlich gar kein Recht mehr darauf haben, sich aber wegen der hohen Immobilienpreise nichts auf dem Wohnungsmarkt leisten können. Ich wehre mich allerdings dagegen, das Thema Integration nur auf Flüchtlinge zu reduzieren. Jedes Jahr kommen 20 000 Menschen neu nach Luxemburg, und diese gilt es auch zu integrieren, denn wir wollen auf keinen Fall, dass Parallelgesellschaften entstehen.

Ein wichtiges Mittel für Integration ist Sprache. Wie hoch schätzen Sie den Stellenwert des Luxemburgischen in diesem Kontext?

Als Sprache ist Luxemburgisch wichtig, aber ich finde es kulturell wichtiger. Die Leute, die zu uns kommen, sollen wissen, dass wir eine Sprache haben. Aber Sprache ist mehr als ein Mittel der Kommunikation, sie spiegelt auch unsere Denkweise und Kultur wider. Und wir Luxemburger haben eine Kultur, von der unsere Sprache ein Teil ist. Deswegen ist es auch extrem wichtig, dass Neuankömmlinge zumindest die Basis der Sprache lernen. Wir haben darauf bestanden, dass alle Flüchtlinge einen Grundkurs erhalten, in dem sie 100 luxemburgische Wörter lernen. Wir merken das ja in unserem eigenen Alltag, dass es schön ist, wenn jemand in ein Geschäft kommt und zumindest „Moien“ sagt. Dies zeigt, dass er sich interessiert und anstrengt.

Es fördert ja auch die Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen in der Bevölkerung, wenn diese Luxemburgisch beherrschen, oder?

Ja, obwohl ich bisher nie gespürt habe, dass sie keine Akzeptanz hätten. Ich bin noch immer sehr über die nachhaltige Willkommenskultur der Luxemburger gerührt. Auch wenn das Thema nicht mehr so stark in der Aktualität vertreten ist, engagieren sich nach wie vor viele Freiwillige für Flüchtlinge. Dies liegt wohl auch daran, dass wir es gewohnt sind, Menschen bei uns aufzunehmen. Immerhin sind rund 50 Prozent der Einwohner Ausländer, in Luxemburg-Stadt sogar 70 Prozent.

Ateliers de théâtre à Neimenster

Traverses //
Ateliers de pratique théâtrale avec des migrants, demandeurs d’asile, refugiés. 

« Il s’agit pour moi de considérer les récits de trajectoire comme constitutives 
des identités. Ceux qui arrivent ici ne sont pas ceux qui sont partis. 
Le voyage, les difficultés, l'expérience de la précarité, du danger, 
parfois de la séquestration et même de la mort, a modifié non seulement l'image 
que ces migrants se faisaient du départ mais aussi leur paysage mental, 
leur personnalité peut-être, leur identité sans aucun doute. 
Faire le récit de sa trajectoire, c'est pour beaucoup en premier lieu 
l'exercice requis afin de déposer une demande d'asile auprés de services de l’Ofpra. 
Faire le récit de sa trajectoire, c'est aussi se ré-approprier son parcours, 
sa particularité, sa biographie. 
Faire le récit de sa trajectoire, c'est accepter de chercher des mots 
dans une langue qu'on ne maitrise pas pour circonscrire une expérience, 
un voyage qui vous définit aux yeux de la culture d'accueil.
Faire le récit de sa trajectoire, c'est accepter de communiquer 
aux autres ce qu'on a traversé de singulier, c'est aussi faire l'expérience 
de communauté d'expérience, c'est partager certaines expériences avec d'autres, 
c'est se retrouver dans le récit de l'autre. 
Dans une démarche artistique, faire le récit de sa trajectoire, 
c'est découvrir un espace de créativité et de liberté: 
quelle marge, quelles modifications, quelles omissions, 
quelles inventions puis-je me permettre ?
Comment se réinventer ? Comment devenir soi-même l’auteur et l’acteur de son récit.» 
Leyla-Claire Rabih 

Leyla-Claire Rabih est metteure en scène, directrice artistique de Grenier Neuf. 
Après des études littéraires, elle se forme à la mise en scène avec 
Manfred Karge au Conservatoire Ernst Busch de Berlin. 
Depuis, elle travaille comme metteur en scène en Allemagne 
comme en France en axant son travail autour des écritures contemporaines. 
Sa pratique théâtrale la mène naturellement vers la traduction. 
Depuis 2011, en tandem avec le traducteur Frank Weigand, 
elle dirige la collection « Scène », qui propose chaque année 
cinq pièces d’auteurs contemporains de langue française traduites en allemand.
Depuis 4 ans, elle travaille sur la Syrie, 
et sur la question de la traduction avec Jumana Al Yasiri. 
Son spectacle Chroniques d’une révolution orpheline, 
d’après des textes de Mohammad Al Attar, 
a été présenté du 2 au 10 février 2018 à la MC93, 
Maison de la Culture de Seine-Saint-Denis — Bobigny.
Implantée à Dijon, la compagnie Grenier Neuf, 
dirigée par Leyla Rabih travaille depuis 2008 sur les écritures contemporaines. 
En plus de ses créations, la compagnie propose un programme d’ateliers de theatre 
à l’adresse des publics amateurs, 
ainsi que des rendez-vous réguliers pour découvrir un auteur ou un texte particulier. 
La compagnie choisit de faire entendre des textes contemporains 
à des publics divers et cherche à ajuster les propositions scéniques aux problématiques 
sociétales actuelles, sans perdre de vue les aspects plus pointus 
des écritures contemporaines. Le travail théâtral sur les textes contemporains
est considéré comme celui de passeur : faire entendre, faire découvrir, faire réfléchir, 
cela veut dire aussi travailler à un métissage des cultures et des formes.

Neimenster offre  aux DPI ou BPI des ateliers théâtre dans le cadre de la résidence de Leyla Rabih à neimënster.

Il se dérouleront les 7, 8, 14 et 15 août, de 14h à 17h.

Plus d’informations auprès de Karine Bouton

Karine.Bouton@neimenster.lu>