Immer mehr Luxemburger befürworten das Ausländerwahlrecht

Die Polindex-Studie über den Bezug der Einwohner Luxemburgs zur Politik beinhaltet einige Überraschungen.

Der Pass ist nicht ausschlaggebend bei der politischen Haltung, so die neue Polindex-Studie der Uni Luxemburg.
Der Pass ist nicht ausschlaggebend bei der politischen Haltung, so die neue Polindex-Studie der Uni Luxemburg.  Foto: Gerry Huberty
Luxemburger Wort 13.06.2024  Diego Velazquez

„Es gibt immer weniger Unterschiede zwischen den Befindlichkeiten der Luxemburger und dem Rest der Einwohner des Landes“, sagt Philippe Poirier, Politikwissenschaftler an der Universität Luxemburg. Seine Aussagen spiegeln die Resultate der Polindex-Studie wider. Diese jährliche Meinungsstudie wird von der Chamber in Auftrag gegeben und von der Universität Luxemburg durchgeführt.

Im Kern der Studie liegt die Analyse der Haltungen innerhalb der Bevölkerung gegenüber Politik, Demokratie und Parteienlandschaft. 1.561 Menschen wurden für diese Studie befragt – ein kleines Drittel davon waren ausländische Mitbürger.

Luxemburger und Ausländer ticken ähnlich

Brisant dabei ist, dass es nur sehr wenige Unterschiede gibt zwischen den Meinungen und Erwartungen der Luxemburger und die ihrer ausländischen Mitbürger. Die Hauptsorgen sind für beide Gruppen derzeit weitgehend materialistischer Natur. Die Sorgen rund um Kaufkraft, Ungleichheiten und Klimawandel bestimmen laut Studie ihr Wahlverhalten. Auch das Misstrauen gegenüber der Politik ist bei beiden Gruppen identisch hoch – 54 Prozent der Befragten sind misstrauisch, wenn sie über Politik nachdenke

Dabei gibt es nicht nur beim Inhalt Ähnlichkeiten zwischen Luxemburgern und Nicht-Luxemburgern: Die Art und Weise, wie sich beide Bevölkerungsgruppen über das politische Geschehen informieren, ist ebenfalls beinah identisch. Dabei spielen traditionelle Medien noch eine Hauptrolle.

Die wenigen Unterschiede, die es gibt, liegen im Nuancenbereich, so Poirier. Bei der politischen Positionierung liegt der Luxemburger Durchschnitt klar im Zentrum, während die ausländischen Mitbürger im Schnitt eher Mitte-rechts anzusiedeln sind. Die Überschneidungen, die die Studie aufzeigt, seien normal, „wenn man ähnlich sozialisiert ist – sei es privat oder auf dem Arbeitsplatz – und vor ähnlichen Herausforderungen, wie etwa der Wohnungssuche steht“, so Philippe Poirier.

Brisant dabei ist auch, dass die Ausweitung des Wahlrechts bei den Nationalwahlen auf die ausländische Bevölkerung immer akzeptabler zu sein scheint unter den Luxemburgern. Mittlerweile wären 38 Prozent der Luxemburger dafür, so die Polindex-Studie. Nur 50 Prozent der Luxemburger wären laut Polindex-Studie dagegen. Noch 2015 stimmten bei einem Referendum 80 Prozent der Wahlberechtigten gegen eine derartige Maßnahme.

Link zur Studie