In Luxemburg unerwünscht

Verachtung der Kultur: Iranischer Künstler Alborz reagiert auf Ausweisung | Luxemburger Wort
Luxemburger Wort 7.10.2024

Marc Thill
Die Nachricht, dass der aus dem Iran stammende Architekturabsolvent der Uni
Luxemburg und Fotograf Alborz Teymoorzadeh das Großherzogtum verlassen
muss, hat am Wochenende für viele böse Kommentare in den sozialen Netzwerken
gesorgt. Gegen seinen Willen und trotz seines persönlichen Engagements und dem
vieler Kulturtreibender musste Alborz Teymoorzadeh mittlerweile das Land
verlassen. Ihm wurde keine weitere Aufenthaltsgenehmigung in Luxemburg
gewährt.


Am Montag erreichten wir den Iraner und führten mit ihm ein Zoom-Telefonat: „Es
geht nicht nur um mich“, betonte er dabei eingangs, „es geht um viele andere, die in
diesem Land leben und arbeiten wollen, es geht aber auch um Kultur und daher
letztlich um die Zukunft Luxemburgs.“

Alborz Teymoorzadeh erwähnte seinem Vater, der vor der islamischen Revolution in
Teheran Richter war. Als er dann aber nach dem Aufstieg des Ayatollah Khomeini
zusammen mit anderen Magistraten seines Landes gegen die Todesstrafe
protestierte, hat ihn die Staatsführung gefeuert. „Ich muss leider auch daran
denken. Denn als das passierte, war mein Vater 36 Jahre alt, so alt wie ich heute. Und
wenn mein Vater es damals geschafft hat, sich trotz dieser schwierigen Situation
durch sein Leben zu kämpfen, dann werde ich es auch schaffen“, so ein

Aber eine Beratungskommission aus der Minister Léon Gloden (Innenministerium), Lex Delles (Wirtschaft), Martine Deprez (Soziales) und Claude Meisch (Bildung) ignorierte dies mit dem schrecklichen ArgumentAlborz‘ künstlerische Arbeit erbringe keinen wirklichen
Mehrwert in Bezug auf die wirtschaftlichen Interessen des Landes.
„La commission consultative a estimé que les créations artistiques de M.
Teymoorzadeh n’apportent pas de véritable plus-value en termes d’intérêts
économiques pour le Luxembourg, ne servent pas réellement les intérêts du pays et
ne peuvent pas être considérées comme une intégration dans le contexte
économique national ou local.“ So zitierte das „Lëtzebuerger Land“ am
vergangenen Freitag das Schreiben des Innenministeriums.
Ein Schlag ins Gesicht aller Kulturschaffender.“
„Das ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die kulturell tätig sind in diesem Land“, so
Alborz. „Man kann wohl nicht von Humanismus reden, wenn Menschen in einem
Land nur noch nach wirtschaftlicher Leistung gemessen werden.“
In seiner Kunst verbindet Alborz seinen architektonischen Hintergrund mit einem
scharfen fotografischen Blick. Er zieht fesselnde Parallelen zwischen urbanen
Landschaften und belebten Theatern und porträtiert den Menschen dabei als
zentrale Figur, die sich in dieser dramatischen Umgebung bewegt. Teymoorzadeh
zeigt auch eine starke Vorliebe für Bewegungsfotografie und Mehrfach-Belichtung,
was in seinen Bildern zu einem leuchtenden Zusammenspiel von Licht, Form und
Erzählung führt. Als vielseitiger Künstler nutzt er gekonnt eine Reihe von Medien,
von der Fotografie bis hin zu Skulpturen und Illustrationen, um seine inneren
Visionen lebendig zum Ausdruck zu bringen.